Der Tod ist ein Thema, über das viele Menschen nur ungern sprechen oder sich damit auseinandersetzen. Doch für Frau Love vom Bestattungsinstitut Heinrich Averbeck in Münster gehört er zum Alltag. Im katholischen Religionskurs der EF bei Frau Schmitz stellte sie sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler und berichtete eindrucksvoll von ihrem Beruf – einer Arbeit, die für sie viel mehr ist als nur ein Job: eine Berufung. So verdeutlichte sie direkt zu Beginn, was ihr besonders am Herzen liegt und somit ihr Selbstverständnis als Bestatterin täglich prägt: „Ein Verstorbener ist ein Mensch, nicht nur eine Hülle“
Mit viel Einfühlungsvermögen erklärte Frau Love, wie wichtig, aber eben auch komplex und unwiederbringlich eine würdevolle Bestattung sei. Dabei geht es nicht nur um die unterschiedlichsten organisatorischen Abläufe – von der hygienischen Versorgung über die Abwicklung einer Vielzahl von Formalitäten bis hin bspw. zur internationalen Überführung –, sondern vor allem darum, als Bestatterin im Trauergespräch den verstorbenen Menschen in seiner Individualität kennen zu lernen, den Hinterbliebenen Raum für Trauer und Abschied zu geben und sie bewusst, aber behutsam zu ermutigen, den Abschied vom geliebten Menschen mitzugestalten. Auch individuelle Wünsche, wie das Mitgeben persönlicher Gegenstände in den Sarg, eigene Bettwäsche oder eine kreative Gestaltung von Urnen, spielen eine große Rolle in der Trauerarbeit.
Erstaunlich ist, was alles machbar ist und durch das Bestattungsinstitut möglich gemacht wird: Ein Motorrad, auf denen die Urne zunächst deponiert wird für den verstorbenen Motorradfan, das Pressen der Asche in einen Diamanten, individualisierte Seebestattung, um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Besondere Rituale für Menschen unterschiedlicher oder keiner Religionszugehörigkeit sind ebenso zu beachten wie die Tatsache, dass heutzutage das Bestattungsunternehmen in der Regel der erste Ansprechpartner mit täglich 24-stündiger Erreichbarkeit ist, nicht (mehr) der Pastor.
Vielen Hinterbliebenen, so Frau Love, sei nicht bewusst, dass der Verstorbene zunächst auch zu Hause aufgebahrt werden kann, um ganz in Ruhe Abschied nehmen zu können und dies auch Verwandten zu ermöglichen, die ggf. erst aus dem Ausland anreisen müssen. Für die hygienischen Rahmenbedingungen sorgt das Bestattungsunternehmen.
Besonders betonte sie, dass eine Beerdigung nicht wiederholt werden kann: Alles muss perfekt sein, damit die trauernden Angehörigen diesen besonderen Tag in positiver Erinnerung behalten und so unbelastet von Organisatorischem wie möglich Abschied nehmen können. Ob Musik, Dekoration oder persönliche Rituale – die Bestatterinnen und Bestatter setzen alles daran, dass die letzte Feier eines Menschen würdevoll und seinem Leben gerecht wird.
Wie hält man diesen Beruf auf Dauer aus? Frau Love gab offen zu, dass gerade der Tod junger Menschen und die Trauer der Eltern sie bis heute sehr mitnimmt. Im Team sprechen sie viel miteinander, suchen einen Ausgleich und unterstützen sich gegenseitig. Trotz des hohen emotionalen und oft zeitlichen Drucks empfindet sie ihre Arbeit auch nach 30 Jahren als sehr erfüllend. Besonders tröstlich seien die Erfahrung, die sie selbst am Sterbebett ihrer Mutter und durch die zweimaligen, eigenen Nahtoderlebnisse gemacht hat: Dass man friedlich sterben kann: „Man braucht keine Angst zu haben.“