Der Couragetag -ein besonderer Tag, der Mut, Zivilcourage und soziales Engagement in den Mittelpunkt stellt - fand am 28. Juni bereits zum dritten Mal am Paulinum statt. Als "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" wollen wir uns mit diesem Tag für ein respektvolles und tolerantes Miteinander einsetzen und Schüler:innen ermutigen, sich gegen Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Mobbing zu stellen und aktiv für eine inklusive und solidarische Schulgemeinschaft einzutreten. Die vielfältigen Aktivitäten und Programmpunkte zielten darauf ab, das Bewusstsein für gesellschaftliche Herausforderungen zu schärfen und praktische Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Der 5. Jahrgang beschäftigte sich mit Emanzipation und Diskriminierungserfahrungen. Die Schüler:innen sahen den Film "Das Mädchen Wajda", der die Geschichte eines jungen Mädchens in Saudi-Arabien erzählt, das gegen gesellschaftliche Normen kämpft, um ihre Träume zu verwirklichen. Anschließend fand eine Reflexion in der Klasse statt, bei der die Schüler:innen ihre Gedanken und Gefühle zum Film austauschten und Parallelen zu eigenen Erfahrungen zogen.
Fluchterfahrung und Heimat waren das Thema für die Jahrgangsstufe 6. Der Film "Zu weit weg" thematisierte die Herausforderungen von Flucht und Integration eines jungen Flüchtlings und seines deutschen Freundes, der ebenfalls mit der Erfahrung des Heimatverlusts kämpft. Auch hier wurde im Anschluss an den Film eine Reflexionsrunde in der Klasse durchgeführt, um die Thematik zu vertiefen und Verständnis sowie Empathie zu fördern.
Die Schülerinnen und Schüler des siebten Jahrgangs nahmen an Workshops zu Courage im Netz teil. Diese wurden in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern wie Reporterfabrik, Wegweiser e.V. und Aktuelles Forum e.V. angeboten und beschäftigten sich mit Zivilcourage im digitalen Raum. Die Schüler:innen lernten, wie sie sich gegen Cybermobbing und Hass im Netz wehren und für ein respektvolles Miteinander im Internet eintreten können.
Sexismus und Klassismus waren die Themenschwerpunkte für den Jahrgang 8. Workshops boten Raum für Diskussionen und Reflexionen zu den Themenkomplexen. Die Schüler:innen setzten sich mit den Ursachen und Auswirkungen dieser Diskriminierungsformen auseinander und entwickelten Strategien, um ihnen entgegenzuwirken.
Alle Klassen der Jahrgangsstufe 9 unternahmen am Courage-Tag eine Exkursion zur Gedenkstätte Westerbork in den Niederlanden. Von dem ehemaligen Durchgangslager aus hatten die Nationalsozialisten in den 1940er Jahren über 100.000 Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager in Osteuropa (Auschwitz, Sobibor) deportiert. Die Schülerinnen und Schüler lernten viel über den Alltag des Lagers anhand von filmischen Originalaufnahmen und einer sehr gut aufbereiteten Ausstellung. Den Abschluss bildete eine eindrucksvolle Führung über das ehemalige Lagergelände, in der ausgehend von Einzelschicksalen der Schrecken des Alltags für die Inhaftierten rekonstruiert wurde.
Der 10. Jahrgang hat an drei unterschiedlichen Workshops zum „Jüdischen Leben in Münster“ teilgenommen. Die einzelnen Klassen besichtigten zeitversetzt den Jüdischen Friedhof in der Einsteinstraße. Prof. em. Dr. Marie-Theres Wacker und Dr. Ludger Hiepel führten über den Friedhof und ermöglichten den Schüler:innen einen Einblick in das jüdische Leben und die jüdische Begräbniskultur. Ausgehend von den Grabsteinen und Gebäuden des Friedhofs wurde anhand konkreter Biografien und Familiengeschichten jüdisches Leben vorgestellt – von der Gründung des Friedhofs im Jahre 1810 bis zum Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde nach 1945. Auch Bezüge zum aktuellen Gemeindeleben in Münster wurden hergestellt. In der Schule bereiteten die Schüler:innen bisher unerschlossene Quellen jüdischen Lebens aus den 1920-und 1930er-Jahren in Münster auf. Durch eine Kooperation mit dem „Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem“ konnten die Schüler:innen anhand von Briefen unbekannte Facetten jüdischen Lebens erschließen. In einem Biparcours, den die Schüler:innen selbstständig bearbeiteten, wurde u. a. das mittelalterliche jüdische Leben in Münster thematisiert. Schwerpunkt war hier der ehemalige jüdische Friedhof in der Umgebung der Schule, der während des Pestpogroms geschändet und zerstört wurde. Des Weiteren erfuhren die Schüler:innen die Hintergründe für die Errichtung eines Gedenksteins auf dem Gelände des Paulinum, der an diese Gräueltaten erinnern soll. In einer ästhetisch-praktischen Arbeitsphase gestalteten die Schüler:innen Erinnerungssteine und -karten, die sie im Anschluss auf den Gedenkstein legten.
Der Couragetag am Paulinum war ein Tag voller Inspiration, Lernen und gemeinschaftlichem Engagement. Er zeigte, dass Mut und Zivilcourage nicht nur Schlagworte sind, sondern gelebte Werte, die unsere Gesellschaft stärken. Durch die vielfältigen Aktivitäten und Projekte wurden Schüler:innen ermutigt, sich aktiv für eine gerechtere und solidarischere Welt einzusetzen.
Wir danken der Sparkasse Münsterland Ost für die finanzielle Unterstützung des Tages!